Selbstversorgung ist angesagt!

 


So gelingt die Ernte im Gemüsegarten

Wer Flächen gut nutzt und dabei Mischkultur und Fruchtfolge beachtet, kann die gesamte Familie übers Jahr immer mit frischem Gemüse versorgen. Jetzt wird vieles angepflanzt, was essbar ist – ob in Töpfen, auf Balkon und Terrasse oder im Beet.

Mit saisonalem Obst, mit Gemüsepflanzen, Kräutern und essbaren Blüten gewinnt der Nutzgarten zunehmend wieder an Bedeutung. Gemüse zu pflanzen ist aktueller denn je – für den Genuss und für den Krisenfall. Dabei nimmt das Interesse an ausgefallenen und alten Gemüsearten stetig zu. Naschgärten, die an Kloster- oder Bauerngärten früherer Zeiten erinnern, vereinen Nutzen und Zierde.

Wieviel Fläche brauche ich?

An die 250 m² sonnige Gartenbeete werden benötigt, um die Selbstversorgung von 4 Personen mit frischem Gemüse rund ums Jahr zu ermöglichen. Für eine komplette Selbstversorgung braucht es aber pro Person auch noch etwa 20 m² für lagerbares Wurzelgemüse und weitere jeweils 20 bis 25 m² für Lagerkartoffeln. Das Gemüse kann zum Beispiel reihenweise gepflanzt werden – in Form der sogenannten ABC-Kultur. Die Reihenmischkultur (ABC-Kultur) nach Gertrud Franck ordnet die Gemüse nach ihrer Wachstumsdauer und ihrem Platzbedarf in drei Kategorien ein. Jede 50 cm breite Reihe wird in A, B und C eingeteilt und die Gemüsearten werden jeweils „weitergeschoben“, sodass der Boden nicht wie bei einer Monokultur ausgelaugt wird. Am besten zeichnet man einen Plan, in dem auch Pfade und die Beeteinfassung berücksichtigt werden. Um weite Wege zu vermeiden, ist die Nähe zum Haus und zum Komposthaufen vorteilhaft. Zäune, Hecken oder Sträucher als Umgrenzung schaffen ein windgeschütztes Mikroklima.

Von Grund auf

Ein gesunder Boden ist Voraussetzung für das Gedeihen von Obst und Gemüse und essenziell für eine erfolgreiche Bewirtschaftung. Intakter Boden liefert den Pflanzen ausreichend Nährstoffe und Wasser und ermöglicht eine feste Verankerung. Ohne guten Gartenboden sind Pflanzen anfälliger für Schädlinge und Krankheiten und die Ernte ist weniger ertragreich.

Durch die Ernte von Obst und Gemüse werden dem Gartenboden laufend Nährstoffe entzogen. Regelmäßige Kompostgaben können dem Boden die verlorenen Nährstoffe in geeigneter Form zurückgegeben und der Nährstoffkreislauf wird geschlossen (1,5 l/m² für Schwachzehrer, 5 l/m² für Starkzehrer). Aus vielfältigen Garten- und Küchenabfällen hergestellter Kompost enthält alle wichtigen Pflanzennährstoffe in ausreichender Menge. Da Kompost die Pflanzen besonders harmonisch mit Nährstoffen versorgt, ist er der wertvollste Dünger, der eingesetzt werden kann. Weitere Düngemittel für den Naturgarten sind organische Dünger (wie z. B. Hornspäne oder andere natürliche Rohstoffe), Pflanzenjauchen und Mist.

Geschützt durch Mulchen

Als Schutz vor Bodenerosion, Nährstoffauswaschung und Verdichtungen ist es ratsam, den Gartenboden möglichst ganzjährig mit Gründüngungspflanzen oder Mulch zu bedecken. Im Gegensatz zum nackten Gartenboden wird auf bedecktem Boden das Wachstum von unerwünschten Beikräutern unterdrückt und der Humusaufbau gefördert. Gründüngungspflanzen lockern und durchlüften durch ihre starken, oft besonders tief reichenden Wurzeln den Boden und brechen Bodenverdichtungen auf.

Mit Mulch werden die nützlichen Bodenlebewesen gefüttert, die damit gleich indirekt unsere Pflanzen düngen. Entscheidend für einen fruchtbaren Gartenboden ist die große Anzahl und Vielfalt an Bodenlebewesen, die Humus aufbauen, den Boden durchmischen und stabile Bodenkrümel ausbilden. Diese beständige Krümelstruktur ist für das Wasserhaltevermögen, die Bodendurchlüftung und eine optimale Nährstoffbereitstellung von großer Bedeutung. Wichtig: Jede Bodenschicht wird von speziellen Bodenlebewesen bevölkert. Beim Umstechen werden die Bodenschichten durcheinandergebracht. Oberflächliches Lockern mit einer Grabgabel, einem Grubber oder Sauzahn ist ausreichend!

Mischkultur, Pflanzenfamilien und Fruchtfolge

Um Boden und Pflanzen gesund zu halten, achtet man auf Fruchtfolge plus Mischkultur. Dazu braucht es im Modulsystem vier Beetbereiche und Jahre, in denen der Fruchtwechsel stattfinden kann.

  1. Auf schlechten Böden beginnt man mit einem Erholungsjahr und einer Gründüngung – mit Lupine, einjährigem Klee und Phacelia etwa, die den Boden bzw. die Erdstruktur verbessern und ihm Nährstoffe zuführen. Oder man bringt frische Komposterde auf.
  2. Auf dieses gründlich vorbereitete Beet freuen sich Starkzehrer wie Paradeiser, Kürbis und Zucchini, die reichlich organische Düngung benötigen.
  3. Im nächsten Jahr folgen hier Mittelzehrer wie Karotten, Zwiebeln, Radieschen und Lauch. Sie werden am besten nach Platzbedarf gesetzt. So sitzen aufstrebende Gemüse neben solchen, die mehr Platz in der Tiefe benötigen.
  4. Erbsen, Bohnen, Salat und Ringelblumen aus der Gruppe der Schwachzehrer sind im vierten Jahr nun an der Stelle der Mittelzehrer zu Hause. Danach folgt wieder die Regeneration mit Gründüngung oder man reichert mit Kompost an und beginnt gleich mit den Starkzehrern.

Hat man vier Beete, so können Schwach-, Mittel- und Starkzehrer jedes Jahr ein Beet weiterrücken.

Gemischt gepflanzt verträgt sich Spinat mit Erdbeeren, Erdäpfeln, Kohl, Radieschen und Paradeisern. Er fördert durch Wurzelausscheidungen (Saponine) deren Wachstum und vertreibt den Erdfloh von Radieschen. Petersilie, zwischen Paradeiser gepflanzt, verbessert deren Aroma; Knollenfenchel fördert jenes von Gurken und Häuptelsalat.

Die Zwiebel neben Karotten wehrt die Möhrenfliege ab, Kohlgewächse und Sellerie helfen sich gegenseitig gegen Kohlweißlingsbefall und Sellerierost, und der Salat hält wie der Spinat den Befall von Erdflöhen an Radieschen gering. Es kommt auf gute Nachbarschaft an – auch im Gemüsebeet.

Essbare Blütenpflanzen sind zwischen den Gemüsearten nicht nur eine Augenweide. Im Sinn einer gesunden Mischkultur locken sie Bestäuber und andere Nützlinge wie Schweb- und Florfliegen an, deren Nachkommen ebenso gerne Blattläuse fressen wie die beliebten Marienkäfer.

Obstspalier und Säulenobst, eine Naschhecke mit Brombeeren und Minikiwis sind lohnende Ergänzungen, selbst auf kleinem Raum. Eine Hecke aus Beerenobst kann zudem stärkere Winde etwas einbremsen und höher strebendes Gemüse davor bewahren, umgeweht zu werden.

 

red schu/Margit Benes-Oeller (Natur im Garten), Quelle: Broschüre „Pflanzen, Ernten und Genießen“